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Angst

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Angst.

Dieses Gefühl beschreibt meine heutige Situation am besten.

Schlapp liege ich auf dem Sofa und fühle, wie die letzten Energiereserven aus meinem Körper gezogen werden.

Gestern war ich noch bei gefühlten 13% Energie.

Momentan eher bei 8%.

Noch ein paar Prozent mehr und die Lebensenergie ist komplett aus dem Körper gezogen.

Dabei habe ich doch wieder neuen Lebensmut. Habe einen Grund, den Laptop aufzuklappen und ein paar Zeilen für diesen Blog zu schreiben.

Meine Recherchen zu betreiben.

Nach neuen Erkenntnissen zu suchen.

Und dann dieser gestrige Fehler.

Nach wochenlanger ketogener Ernährung habe ich meinem Verlangen nachgegeben und eine ganze Packung trockene Maiswaffeln gegessen. 100 Gramm Kohlenhydrate. Sie schmeckten wie Zucker auf meiner Zunge.
Herrlich.

Aber es dauerte nicht lange, bis ich dafür büßen musste. Am nächsten Morgen Magenkrämpfe, dann Durchfall.

Seitdem diese Kraftlosigkeit. Total kaputt. Habe gerade ein paar Stunden einfach nur gelegen.

Zu schlapp, um irgendetwas zu lesen.

Und wieder kroch die Angst in mir hoch, dass ich irgendwann gar nicht mehr schreiben oder lesen kann. Vielleicht sogar komplett pflegebedürftig bin. Für die nächsten 30 Jahre. Oder dass viel früher schon der letzte Rest Energie aus meinem Körper entweicht und ich das Leben aushauche.

Ich weiß nicht, was schlimmer wäre.

Schlimmer ist auf jeden Fall die Angst, zu wem ich durch diese Krankheit werde. Ich merke, wie die Wut mich manchmal benebeln will. Schon ein Auflachen meiner Frau will mich verführen, sie anzumeckern: „Mensch, kannst du nicht Rücksicht nehmen? Du weißt doch, dass mir soetwas in den Ohren dröhnt!“

Ich habe Angst, zu einem griesgrämigen und unausstehlichen Pflegefall zu werden. Das schlimmste Szenario, das ich mir momentan vorstellen kann.

Zumindest kann ich trotz Nebel im Kopf immer noch mit Gedanken spielen und meinen Schmerz in Worte fassen. Wie zum Beispiel durch diese Verse:

Ich bin nicht allein

Von so Vielem fühle ich mich im Stich gelassen.
Die Lebensenergie, die täglichen kleinen Freuden und die vielen Pläne,
die langsam immer mehr in meiner Erinnerung verblassen,
während ich kraftlos hier liege, momentan sogar zu schwach für irgend eine letzte Träne.

Doch ganz alleine bin ich natürlich nicht.
Einsamkeit, Angst und Langeweile wechseln sich ab in ihrer Schicht.
Heute bist du, meine vertraute Angst, wieder eng an meiner Seite,
schiebst die Hoffnung und gerade aufgebaute Zuversicht mit starker Hand beiseite,
und doch habe ich keine Kraft, als dass ich mich mit dir streite.

Nein, ich liege einfach nur da und verbring die Zeit mit dir – wir zwei allein.
Im Küchenbereich höre ich die Familie miteinander lachen,
sie blödeln rum, essen zusammen und reden über alle möglichen Sachen,
während ich hier mit dir lautlos liege wie ein toter Stein.

Aber denken kann ich noch, und so denke ich an bessere Tage,
an denen ich wieder mehr Energie zur Verfügung habe
und ich nicht jeden und alles in meiner Not anklage,
sondern meine Erkrankung und Schwäche mit Würde ertrage.

Solange sich diese Hoffnung immer wieder mal dazu gesellt
und mich nicht nur die Einsamkeit und Angst anbellt,
während die Langeweile meinen Geist kaltblütig quält,
solange kann ich die ganze Situation irgendwie ertragen
und werde mich wehren, an dieser Krankheit zu verzagen.

Außerdem bin ich nicht der einzige, der sich so elendig fühlt,
der gedanklich nach irgendwelchen Hoffnungsschimmern wühlt,
während sich die innere Lebensfreude gnadenlos abkühlt.

Tausenden von chronisch Erschöpften geht es ähnlich wie mir.
Viele sind so schwach, sie bringen nicht mal mehr Gedanken zu Papier.
Mit dieser Community will ich mich mit meinen Texten eins machen,
und für uns alle gemeinsam ein bisschen Zuversicht entfachen.

Denn solange noch die letzten Tropfen Energie durch unsere Adern fließen,
solange wollen wir uns nicht für positive Wendungen verschließen.

Unsere Geschichten sind noch lange nicht zuende geschrieben,
uns sind noch unerwartet viele Happy-Endungen verblieben,
vielleicht werden wir bald schon unser Leben wieder lieben.

Vielleicht bald schon.
Das ist zumindest ein positiver Ton
für meine tägliche Affirmation.

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