Aufgeben war nie eine Option – mein eigenes CFS Gesundheitstraining
Gastartikel von Ulrike Preu
Mein Name ist Ulrike und ich schreibe hier über meine Erfahrung mit ME/CFS und meinen ganz persönliches Therapie-Programm. Diesem Gesundheitstraining verdanke ich es, dass es mir heute wieder sehr gut geht.
So ging es mit CFS bei mir los
Ganz am Anfang stand bei mir ein Infekt, der einfach nicht ausheilen wollte.
Über Wochen schleppte ich mich mit latentem Grippegefühl durch den Alltag. Laut schulmedizinischen Untersuchungen konnte auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden, ob da ein Pfeiffersches Drüsenfieber dahinter steckte.
Und dann kam plötzlich Tag X.
Der Tag an dem mein Körperklima kippte und auf einmal gar nichts mehr funktionierte. Ich könnte sogar Stunde und Minute angeben, seit dem sich mein Leben auf den Kopf stellte und nichts mehr so war wie vorher.
So schlimm erging es mir
Am Anfang sahen meine Symptome folgendermaßen aus, ich nenne es bei mir Phase I – ohne Behandlung:
- Starke körperliche Schwäche, Herzrasen, Atemnot, vernebelter Blick
- Heißer Kopf und eiskalte Füße, starker Durst.
- Gefühlte körperliche Stärke ca. 10 % von vor der Erkrankung.
- Von einem Toilettengang musste ich mich 45 min erholen
- Extremes Frieren, Körpertemperatur bei 35 Grad
- Todesangst, Kribbeln im Kopf wie bei mangelnder Durchblutung
- Vibrieren im Oberkörper besonders an den Armen
- Benommenheit teilweise bis Schwankschwindel
- Kreislaufkollaps-Gefühl und Unterzuckerungsgefühl
- Zeitweiser heftiger Tinnitus, starke innere Unruhe
- Reizüberempfindlichkeit (Buch lesen war unmöglich, Musikhören schon zu viel Reizüberflutung)
- Kopfschmerzen manchmal bis zum Erbrechen
- Schweregefühl in Armen und Beinen
- Extremes Schlafbedürfnis, Bedürfnis nach Ruhe, Dunkelheit und moderater Wärme
- Ein- und Durchschlafstörungen (manchmal lag ich bis 3 Uhr wach obwohl ich fix und fertig war / Schlaf war dann unruhig und albtraum artige Träume)
- Atemreflex gestört (beim Einschlafen), Regenerationsvermögen gleich Null
- Schnelles Einschlafen der Arme und Beine
- Ausbleiben der Regel über ein halbes Jahr (ist durch Behandlung mit TCM-Arzneien zurückgekommen)
- Gefühl nur Abfall im Verdauungstrakt zu haben oder Verdauungsstillstand
- Verstopfung und das Gefühl nichts mehr verdauen zu können
Was unbedingt nötig war, damit ich von CFS genesen konnte
Meine Grundvoraussetzung, dass ich immer wieder nach Lösungen gesucht habe und nie aufgegeben habe war, dass ich felsenfest und zweifelsfrei davon überzeugt war einen Weg zu finden, der mich zur Heilung führt.
Dabei ließ ich mich nicht verunsichern – auch nicht von Personen und vielen Ärzten, die da anderer Meinung waren. Der Wille zur Gesundung und der Glaube an vollständige Heilung war für mich der wesentliche Antrieb.
Er half mir konsequent dran zu bleiben und immer weiter zu machen.
Den Ursachen und vielen guten Fragen auf der Spur
Ebenfalls eine sehr wichtige Erkenntnis für mich war, dass eine große Summe an Ursachen am Ausbruch der Krankheit beteiligt war.
- Stress
- Antibiotika
- unausgeheilte Infekte
- unterdrückte und heruntergeschluckte Emotionen,
- energieraubende Glaubenssätze und Verhaltensweisen
- unbewusste Gewohnheiten
- unbewältigte Konflikte,
- Impfungen,
- Ernährungsfehler
- usw.
So war es für mich nur logisch, dass diese Krankheit nicht durch ein einziges Arzneimittel bzw. eine einzige Therapie zu behandeln war. Nein, sondern genauso umfangreich und umfassend musste jetzt mein Trainingsprogramm zur Gesundung gestaltet werden.
Die Vorbereitung: Energieräuber ausfindig machen.
Als ich merkte, dass auch die chinesischen Kräuter, die ich damals noch einnahm, und mein körperliches Gesundheitsprogramm (Ernährung nach TCM, QiGong, Atemübungen, Meditation, Dehnung und Selbstmassage) ihre Grenzen hatten, arbeitete ich zusätzlich immer mehr mental.
Bewusstwerdung aus der Achtsamkeit heraus war ein großer Schlüssel für mich.
Und natürlich wollte ich als erstes alles eliminieren, was mir Energie nahm.
In meinem Denken und in meinen Verhaltensweisen fand ich besonders viel Einsparpotenzial. Das Gute daran war, dass es von niemand anderem abhängig war und ich alles sofort in Angriff nehmen konnte, was es zu ändern galt.
Glaubenssätze entpuppten sich als hartnäckige seit Jahren scheinbar festsitzende zähe Masse, die meine Weiterentwicklung behinderten.
Verhaltensweisen, die die Grundbedürfnisse meines Körpers übergingen machte ich mir auch bewusst.
War ich ich?
Wo verbog ich mich?
Wo gab ich mehr Energie, als ich hatte?
Wo drückte ich mich um einen Konflikt?
Welche Probleme wollten noch behandelt werden?
Wo war ich mehr im Außen unterwegs (lenkte mich ab), nur um nicht in mich hineinschauen zu müssen?
Was konnte ich weiter delegieren?
Welche Träne war noch nicht geweint?
Welche Wut steckte noch irgendwo?
Von wem konnte ich Hilfe erbeten?
War ich fähig Hilfe anzunehmen?
Das war alles andere als einfach, weil ich auch viele unangenehme Seiten an mir entdeckte.
Absolute Ehrlichkeit zu mir selbst beschleunigte aber das Ganze für mich.
CFS-Reflexe neutralisieren war ein wichtiger Baustein für meine Genesung
Dies ist klar Platz Eins meiner Lieblings-Therapien.
Was meine ich mit Reflexen? Nun, die Erfahrungen, die ich mit dieser Krankheit gemacht habe, haben bei mir mit der Zeit gewisse Reflexreaktionen automatisiert. Sah ich z.B. ein Lebensmittel, was ich gewiss nicht vertragen konnte, war der Reflex: Darf ich nicht essen, bekomme ich dieses oder jenes Symptom und es geht mir schlecht davon.
Ich sah förmlich das warnende rote Ausrufezeichen und es war fest mit den entsprechenden Nahrungsmitteln verwoben.
Dieses Phänomen beobachtete ich auch, wenn ich gefragt wurde, mal wieder etwas zu unternehmen oder dies oder jenes zu machen.
Ich wusste, dass eine Überlastung wieder zu Verschlechterung führen würde.
Zu oft musste ich diese Erfahrung auch machen. Ich kannte aber das Gedankenumdeuten von vergangenen Zeiten, als ich damit mein Lampenfieber in den Griff bekam. So wendete ich das auch immer aktiver bei meinen CFS-Reflexen an.
War der Reflex: „Schaffe ich nicht, bin zu schwach!“ wendete ich immer energischer das „Nein“ an, was ich früher zu meinem Zwergkaninchen sagte, wenn es wieder an meinem Lieblingssessel nagen wollte. Nun sagte ich es zu meinen Reflexen.
Das „Nein!“ bezog sich lediglich darauf, dass ich dem Reflex damit sagen wollte, dass er sich zurückziehen solle und ich ihn in Frage stellte, ob er noch gültig war. Ich ging trotzdem noch nicht mit Freunden aus, wenn ich mich zu schwach fühlte. Aber ich versuchte so gut es ging den Reflex zu neutralisieren.
Mein Ziel war erst einmal Bewertungsfreiheit zu erlangen.
Wenn ich also z.B. Nüsse sah, unterband ich den Reflex „Achtung: unverträglich“ indem ich sofort das „Nein! Alles ist gut! Entspanne Dich!“ entgegen setzte. Bewusst betrachtete ich die Nüsse ab sofort als Schöpfung aus der Natur.
Ohne Bewertung und ohne Bezug zu mir.
Ich stellte mir auch in Gedanken Aktivitäten vor, die ich früher so gern gemacht habe und unterband den Reflex: „Kann ich nicht machen, erhole mich ewig nicht danach.“
Ich vermied jede Emotion zu dieser Vorstellung.
Das „Nein!…“ zeigte irgendwann Wirkung und die Reflexe wurden vorsichtiger. Ich merkte also, dass es funktionierte.
Also ging ich einen Schritt weiter und schaffte es mit Hilfe des Buches „Kraftquelle Mentaltraining“ von Kurt Tepperwein, nach meinem „Nein!“ noch etwas Umpolendes nachzusetzen.
Ich schrieb mir jede Menge Motivations-Sätze in mein Arbeitsbüchlein. (Ich hatte mir angewöhnt, ganz viele meiner Gedanken aufzuschreiben)
So stand dort z.B. “Ich habe starke Beine”.
Oder: “Jeden Tag fühle ich mich etwas kräftiger”.
Ja, natürlich war das ein Stück Selbstmanipulation, denn es war noch nicht so. Aber ich gab zu 100% meiner Wunschvorstellung das Vorrecht vor allen zweifelnden oder ängstlichen Gedanken.
So versuchte ich mich jeden Tag so viel wie möglich in meiner Wunschvorstellung zu baden – so intensiv wie nur möglich. Alle Zweifel oder Ängste oder Vernunftgedanken wurden mit „Nein!“ zur Ruhe gebracht.
Bei diesem Mentaltraining war ich sehr hartnäckig.
Erstens machte es mir Spaß, denn mit zunehmender Übung wurde meine Vorstellungskraft immer besser und zweitens hob es enorm meine Stimmung beim Erleben der schönsten Aktivitäten vor meinem inneren Auge.
Ich stellte mir intensiv vor, ähnlich wie in einem Videofilm,
- wie ich auf dem Elberadweg Skiroller fahre,
- wie ich im Winter Ski fahre oder im Meer schwimmen gehe,
- wie ich in den Bergen wandern gehe oder mit dem Mountainbike durch den Wald fahre,
- wie alle meine Körperzellen und Zellzwischenräume vollständig gereinigt sind,
- wie mein Körper wieder zu seiner natürlichen Funktionsweise zurück findet,
- wie ich als Mensch sein möchte,
- etc.
Und das versuchte ich mir so lebendig wie möglich vorzustellen.
Mit sehen, riechen, schmecken, hören und dem Gefühl der grenzenlosen Freude, das alles wieder machen zu können.
Je öfter ich das praktizierte, desto mehr hatte ich das Gefühl in meiner Vorstellung, schon gesund zu sein.
Das funktionierte aber nur, wenn ich nicht daran zweifelte, dass das auch wieder so sein wird.
Kamen destruktive Gedanken auf, so versuchte ich sie zu bearbeiten, bis sie sich verflüchtigten.
Dass ME/CFS eine chronische Krankheit ist, bedeutete für mich lediglich, dass ich mit den Methoden der Schulmedizin nicht gesund werden konnte.
Aber es gab so viel anderes, wie sich herausstellte….
Jedenfalls spürte ich, dass das was in meiner Vorstellung schon so lebendig war, auch eines Tages auf funktioneller körperlicher Ebene zur Realität wird.
Da vertraute ich auf Tepperweins Aussage vom Naturgesetz, dass das Unterbewusstsein dann für mich arbeiten wird.
Diese Stimmungswandlung durch meine ständigen Tagträumereien löste in meinem Körper eine Entspannung aus, die ich schon lang nicht mehr so gespürt hatte. Von diesem Zeitpunkt an verschwanden in Zeitlupe nach und nach immer mehr Symptome, wurden schwächer und verabschiedeten sich letztendlich ganz.
Diese aktive mentale Arbeit optimierte ich zwei Jahre lang, bis ich das Geschenk der deutlichen Steigerung meines Wohlbefindens mit großer Dankbarkeit ernten durfte.
Und so geht es mir heute
Durch meine behutsame Rückkehr zurück in ein aktives Leben ist mein
Gesundheitszustand inzwischen sogar ein klein bisschen besser
als vor der Erkrankung.
Vor dem Ausbruch an CFS bei mir plagte mich mindestens einmal im Monat eine Migräne, teilweise auch mit Erbrechen. Als Kind war ich sehr oft an Angina erkrankt. Auch ein erhöhtes Schlafbedürfnis, Unfruchtbarkeit und starke innere Kälte war schon Anfang meiner 20iger Jahre -von jetzt zurückblickend- auffällig.
So erkenne ich aus meiner Sicht heute eine geschwächte Grundkonstitution an der ich jetzt weiterhin arbeite. So finde ich mich heute auch ab und zu noch in einer Migräne-Attacke mit Erbrechen, die aber schon seltener auftritt als damals.
Besonders an der inneren Kälte arbeite ich gerade noch intensiv mit warmen Mahlzeiten, Kneippschen Wadengüssen, Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten mit einer glühenden Beifußzigarre) und gezieltem Schwitzen.
Mein gefühltes Energielevel heute liegt allerdings bei 95%. Zeitweise sogar bei 100 %, was für mich ein unglaublicher Erfolg ist, der sich jetzt auch seit fast zwei Jahren noch stetig langsam steigert und stabilisiert.
Inzwischen habe ich mir eine kleine Praxis mit Schwerpunkt Gesundheitstraining nach Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) aufgebaut.
Ich gebe dort QiGong-Kurse, Ernährungsberatung nach TCM und Mentaltraining.
Die für mich erfüllendste Arbeit dabei ist die Beratung von ME/CFS-Betroffenen, die ich auf ihrem Weg der Heilung begleiten darf.
Für weitere Informationen oder Beratung findest du mich über meine Webseite.
Vielen herzlichen Dank an Johannes Schulte für die Ermunterung zum Schreiben dieses Artikels und die Veröffentlichung hier auf dieser Seite!