Vergessen
Ein Poetry-Text
Ich liege hier im Dunkeln und denke an dich.
Es gäbe so viel zu sagen, ich würde dich am liebsten tausend Dinge fragen,
und dir erzählen wie schwer es ist, das Ganze zu ertragen.
Stattdessen liege ich hier und denk an dich,
und ertrage zum hundertsten Mal diesen schmerzhaften Stich.
Wir hatten so viele Gespräche, haben uns gut verstanden.
Doch dann wurde ich krank, und ich weiß nicht ob dir die Situation zu sehr stank,
oder die Lust auf eine Nachricht an mich einfach nur in Vergessenheit sank.
Und so muss ich gesteh’n, dass ich ein paar meiner Wunden deinem Schweigen verdank.
Denn wir hatten uns doch eigentlich so gut verstanden,
ich dachte wirklich, da wäre mehr vorhanden.
Doch seit Monaten keine Nachricht von dir,
als hätte es nie gegeben, dieses ‚wir‘.
Stattdessen liege ich hier ans Bett gekettet,
bin vor Kraftlosigkeit geplättet
und wie auf einem Haufen Elend gebettet,
während ihr die Welt rettet, als ob ihr mich total vergessen hättet.
Und so wartete ich auf eine Nachricht von dir,
aber muss mir jetzt wohl eingestehn: Es hat es nie gegeben, dieses ‚wir‘.
Stattdessen lerne ich mit meiner Einsamkeit zurechtzukommen,
vergessen von manchen Frommen.
Dabei ist doch die größte Tragik im Leben vergessen zu sein,
unbrauchbar wie ein ungültiger Zehnmarkschein.
Und dann allein zu sein in seiner Pein.
Aber eines möchte ich zuletzt noch wagen zu sagen.
Solltest du noch einmal jemanden kennen,
den irgendwelche Krankheiten oder Nöte plagen,
dann versuch doch einfach mal, seine Last mitzutragen,
am besten indem du Anteilnahme zeigst und zuhörst bei seinem Klagen.
Vielleicht hast du Angst etwas Falsches zu fragen,
viel schmerzhafter ist es aber, nichts zu sagen.
Denn Stille ist der härteste Schlag in den Magen
und am schwersten zu ertragen.
Mit Anteilnahme machst du es der Person so viel leichter,
die Situation zu ertragen und in seinem Leid nicht zu verzagen,
sich nicht so ganz allein zu fühlen an den endlos einsamen Tagen.
Wie auch immer – diese Krankheit hat mir eine wichtige Lektion beigebracht.
Wirkliche Freunde entpuppen sich dann,
wenn es nichts mehr gibt über das man lacht,
wenn für den einen alles ist wie eine endlose Nacht,
doch man gemeinsam durchgekämpft diese verdammte Schlacht,
bis man am Ende vielleicht sogar siegt und wieder lacht.
Ich hoffe du bist irgendwann für irgendjemand solch ein Freund,
der die Gelegenheit nicht versäumt,
sondern ihn in seiner Einsamkeit mit Anteilnahme umzäunt.