Verschleppte Borreliose-Symptome und woran du sie erkennst
Du hast den Verdacht, dass deine Beschwerden verschleppte Borreliose-Symptome sein könnten? In diesem Text findest du eine sehr ausführliche Auflistung aller möglichen Borreliose-Symptome, inklusive Infografik.
Damit du diese Symptome besser einordnen und deuten kannst, liest du vorher noch, was Borreliose überhaupt ist und was die Anzeichen einer akuten Borreliose sind. Dadurch kannst du noch besser deine momentanen, vielleicht verschleppten Borreliose-Symptome besser zuordnen.
Am Ende des Textes findest du konkrete Tipps, was du unbedingt wissen solltest und was du als nächstes tun kannst.
Was ist Borreliose und wie wird sie übertragen?
Borreliose bzw. Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht wird. Diese Bakterien werden hauptsächlich durch Zeckenbisse auf den Menschen übertragen, aber auch andere Insekten wie Mücken oder Flöhe können Überträger sein.
Nicht alle Zecken tragen Borreliose-Bakterien in sich, aber wenn man von einer infizierten Zecke gebissen wird, können die Bakterien in den Körper gelangen und eine Infektion verursachen.
Das Robert-Koch-Institut schreibt, dass laut einer Studie jährlich über 214.000 Patienten wegen einer Borreliose behandelt wurden. Dr. Hopf-Seidel bezifferte für 2018 ganze 344.350 Infizierte. Also ausreichend viele, um dieses Thema ernst zu nehmen.
Borreliose kann in verschiedenen Schweregraden auftreten und verschiedene Symptome verursachen, von leichten grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schweren chronischen Erkrankungen, wenn sie nicht frühzeitig behandelt wird. Auch können Borrelien die Nerven befallen und eine Neuroborreliose auslösen. Dazu später mehr.
Die drei Stadien einer verschleppten Borreliose-Infektion
Bei der verschleppten Lyme-Borreliose beobachtet man i.d.R. drei Stadien. Die Symptome und Ausprägungen sind jedoch bei jedem Patient unterschiedlich, deshalb sollen sie hier nur kurz genannt werden.
Im ersten Stadium tritt normalerweise ein kreisförmiger, roter Ausschlag an der Stelle des Zeckenbisses auf. Es können auch klassische Anzeichen einer Infektion wie Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen oder geschwollene Lymphknoten auftreten. Mehr dazu weiter unten.
Wenn die Borreliose nicht erkannt und fachgerecht behandelt wird, beginnt nach einigen Wochen oder Monaten das zweite Stadium. Ein Symptom dieses Stadiums ist die Meningopolyneuritis, die die Entzündung von Nerven oder Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks bezeichnet. Dies kann zu Schmerzen oder Empfindungsstörungen in den entsprechenden Körperbereichen führen. Häufig treten diese Schmerzen nur nachts auf. In diesem Stadium können auch Gelenkschmerzen und Herzmuskelentzündungen auftreten.
Nach Monaten oder sogar Jahren ohne adäquate Behandlung tritt die Borreliose-Infektion in das dritte Stadium ein, mit weiteren Symptomen.
Zum Beispiel treten chronisch-wiederkehrende Gelenkentzündungen auf, genauso eine Hauterkrankung namens Acrodermatitis atrophicans. Durch Fortschreiten der Krankheit wird auch das Unterhautgewebe abgebaut (Atrophie), wodurch die Haut dünn erscheint, sich weiter verfärbt und die oberflächlichen Blutgefäße sichtbar werden.
Gleichzeitig können auch oberflächlich gelegene Nerven betroffen sein, wodurch weitere Empfindungsstörungen resultieren können.
Weitere mögliche Folgen in späteren Erkrankungsstadien können sein: Gefäßentzündungen, neurologische Beschwerden (Neuro-Borreliose), Hirnhautentzündungen, Vergrößerung der Leber und Milz, Erkrankungen des Herzmuskels und Herzrhythmusstörungen, Leber- und Schleimbeutelentzündungen und weitere Symptome, die du alle in der unten aufgeführten Liste abklären kannst.
Was sind Borreliose-Symptome im Anfangsstadium?
Das Frühstadium einer Borreliose-Infektion kannst du durch ein oder drei der typischen Symptome erkennen:
Die Wanderröte – das Erythema migrans (EM)
Eines der ersten und deutlichsten Anzeichen für eine frische Infektion ist ein Hautausschlag, der sich um die Stelle des Zeckenbisses herum bildet und sich langsam ausbreitet.
Die Einstichstelle kann für mehrere Tage jucken oder brennen. Der Ausschlag kann rot über rötlich-blau bis hellrosa variieren und innerhalb der ersten Wochen einen Ring um die Bissstelle bilden, von 5 cm bis manchmal sogar 30 cm im Durchmesser.
Bleibt die Hautveränderung länger als vier Wochen sichtbar, spricht man von einem Erythema chronicum migrans (ECM).
Wichtig: Falls du solch eine Wanderröte entdeckst, solltest du neben dem Arztbesuch unbedingt die Stelle fotografieren, weil sie ein deutlicher Beweis für eine Borrelien-Infektion ist.
Leider findet sich dieser Beweis nicht bei jeder Infektion. Laut einer Studie (Diss. K. Munkelt 2006) entwickeln nur ca. 50 Prozent aller Frischinfizierten solch eine Wanderröte. Doch laut der Apotheken-Umschau tritt die Wanderröte bei 80-90% aller Infizierten auf.
Wie hoch die Zahl auch immer ist: Sogar wenn sie auftritt, kann sie auch schnell übersehen werden oder als ungefährlich abgetan werden. Deshalb solltest du nach einem Zeckenstich unbedingt darauf achten, und auch die anderen möglichen Symptome im Blick haben.
Die Borreliose-Grippe
Neben dem Hautausschlag kann Borreliose auch grippeähnliche Symptome verursachen, wie
- leichtes bis schweres Fieber
- Kopfschmerzen
- Halsschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit und Erschöpfung
- Schwellungen in Nasennebenhöhlen
- diffuse Schweißausbrüche
In manchen Fällen können auch Nervenschmerzen und Lähmungen auftreten, die sich langsam verschlimmern und chronisch werden können. Auch Augenentzündungen, eine Bronchitis oder Lympfhknotenschwellungen gehören zu den Symptomen.
Laut der Borreliose-Expertin Dr. Hopf-Seidel ist es jedoch auffällig, dass bei alldem fast nie ein Schnupfen oder Husten auftritt.
Wichtig: Bei jeder “Sommergrippe” solltest du dich fragen, ob du womöglich in den letzten Wochen Kontakt mit Zecken gehabt hast, z.B. im Wald, im Grünen, auf Wiesen, am Waldrand oder in feuchten Biotopen wie an See- und Flussufern.
Das Lymphocytom
Beim Lymphocytom sammeln sich Lymphozyten und Histiocyten in der Haut und Unterhaut an. Diese Zellansammlung sieht aus wie ein blassblauer bis rötlicher Knoten und findet sich meistens am Ohrläppchen, an der Wange, den Oberschenkeln, Oberarmen, Brustwarzen oder am Hoden.
Allerdings entwickelt sich solch ein Lymphocytom nur bei etwa 4 Prozent aller akuten Borreliose-Infektionen, meistens bei Kindern.
Wie du nun siehst, können diese drei Symptome auftreten, aber sie müssen es nicht unbedingt. Oder nur so leicht, dass sie dir nicht auffallen. Und somit ist die Gefahr, eine Borreliose zu verschleppen, relativ groß.
Und genau darum geht es ja in diesem Artikel – um die verschleppten Borreliose-Symptome.
Was bedeutet „verschleppte Borreliose“ und warum ist sie gefährlich?
Eine Borreliose, die nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird, bezeichnet man als verschleppte Borreliose oder als chronisch persistierende Borreliose. Ab Stadium zwei kann man also von verschleppten Borreliose-Symptomen bzw. einer chronischen Borreliose sprechen.
Die chronische Borreliose kann sich sogar dann entwickeln, wenn die akute Borreliose z.B. mit Antibiotika (unzureichend) behandelt wurde. Das liegt daran, dass die Borrelien sich sehr intelligent und mit vielen Tricks im Körper einnisten und sich für das Immunsystem (fast) unangreifbar machen.
Dadurch können die Borreliose-Bakterien länger im Körper bleiben und sich weiter ausbreiten, was zu chronischen Symptomen und schweren Gesundheitsproblemen führen kann.
Die Gefahr einer verschleppten Borreliose liegt also darin, dass
- die akute Borreliose bereits schwer zu behandeln ist und
- die chronische Borreliose noch schwerer behandelt werden kann.
Und doch ist es nicht unmöglich, eine Borreliose zu behandeln!
Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf eine Borreliose-Infektion frühzeitig zum Arzt zu gehen und eine angemessene Behandlung zu erhalten, um eine Verschlechterung der Symptome und langfristige Gesundheitsprobleme zu vermeiden.
Wichtig: Doch auch wenn deine Borreliose bereits chronisch ist, kann man sie immer noch behandeln. Lies also unbedingt weiter.
Verschleppte Borreliose-Symptome: die ausführliche Liste
Eine verschleppte Borreliose kann ganz unterschiedliche Symptome und Beschwerden hervorrufen, weil die Bakterien in alle möglichen Organe und Zellen eindringen können und dort Schäden anrichten.
Die chronische Infektion kann das Nervensystem, das Herz oder andere Organe betreffen, und sich bis hin zum chronischen Fatigue Syndrom ME CFS entwickeln.
Die Beschwerden können Monate oder Jahre nach einer akuten Borreliose-Infektion auftreten. Sie können sich langsam verstärken oder auch plötzlich auftreten.
Viele Patienten berichten, dass sie sich nach einer anderen Krankheit nicht mehr richtig erholt haben, z.B. nach einer üblichen Grippe, einer anderen Virus- oder Bakterieninfektion oder auch nach einer stressigen Belastungssituation oder einer Impfung.
Hier nun eine Auflistung aller häufigen oder auch seltener auftretenden Symptome. Wichtig: Nicht alle Symptome treten bei einer verschleppten Borreliose immer oder zeitgleich auf.
Hinweis zur Auflistung: Die Symptome haben wir der Übersicht halber in Kategorien sortiert. Allerdings sind diese Kategorien organisch so eng miteinander verknüpft, dass sie auch ganz anders einsortiert werden könnten. Deshalb bitte nicht als medizinische Zuordnung verstehen.
Weiter unten findest du alle Symptome noch mal in einer Infografik aufgelistet.
Allgemeine verschleppte Borreliose Symptome
- Bleierne Müdigkeit und schwere Glieder, auch schon morgens direkt nach dem Aufwachen.
- Schwere Erschöpfung und Abgeschlagenheit
- Schlafstörungen und Schlaflosigkeit, oft mit nächtlichen Harndrang, Schweißausbrüchen und/oder Angstgefühlen
- Höhere Anfälligkeit für weitere Krankheiten, vor allem grippale Infekte und Nasennebenhöhlen-Infektionen
- Auch Impfungen und Narkosen werden schlechter vertragen
- Veränderung der Durchblutung in Händen und Füßen, man fühlt sich von innen sehr kalt und friert an Händen und Füßen
- Brustenge und Beklemmungsgefühlt beim tiefen Einatmen
- Immer wieder berichten Patienten von Reizhusten, ohne dass eine Grippe oder Allergie als Ursache zugeordnet werden kann
- Störungen des Magen-Darm-Trakts, wie unklare Oberbauchbeschwerden mit Blähungen, Aufstoßen oder Schmerzen
- Frauen berichten häufig von unerklärlichen Gewichtszunahmen, ohne Veränderung der Essgewohnheit
- Chronische Blasenprobleme wie häufiges Wasserlassen oder Schmerzen beim Urinieren
Borreliose-Symptome an der Haut
- Veränderung der Hautfarbe, mal weiß, rot oder rot-blau-lila, oder blau-rötliche Schwellungen.
- Öfters treten auch juckende, oft sehr trockene Hautveränderungen am ganzen Körper auf, oder nur an den Handinnenflächen und Fußsohlen.
- Es können auch schuppige, trockene Hautveränderungen auftreten.
- Oft bleiben beim Streichen über die Haut mit einem Spatel oder Stift weiße Striche für längere Zeit sichtbar, was auf eine Störung der autonomen Regulation der Gefäßnerven hinweist.
- Bei ca 2% aller Infizierten wird die Hautveränderung “Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) festgestellt. Acrodermatitis bedeutete “entzündliche Hautveränderung an den Akren”, also am Ende der Arme und Beine.
- Entzündungen des Unterhautfettgewebes, oft mit einer tastbaren Knötchenbildung.
Borreliose-Symptome der Gelenke, Muskeln und Bänder
- Chronische Gelenkschmerzen und -schwellungen, insbesondere in den Knien, Hüftgelenken, Schultern, Ellenbogen und Handgelenken
- Manche berichten von einem lautem Gelenk-Knacken, das sie vorher nicht hatten
- Ein- oder beidseitiger Fersen- und Schienbeinschmerz, der meist nachts im Liegen auftritt
- Schmerzen im Handgelenk, ohne dass diese belastet wurden
- Schwellungen in den Fingergelenken
- Diffuse Schmerzen der Muskeln, die sich wie Muskelkater anfühlen
- Plötzlich einschießende Schmerzen in der Muskulatur, die sich wie Messerstiche anfühlen
- Plötzliche Kraftverluste in nur einem Bein
Diese muskulären Probleme werden oft als Fibromyalgie fehl diagnostiziert. - Typisch ist auch eine schmerzhafte Veränderung der Bänder und Sehnen, z.B. Verdickungen an den Achillessehnen.
- Genauso auch Entzündungen und Schwellungen an den Bändern und Sehnen der Handgelenke, an den Oberarmen oder Fußsohlen
Immunologische Symptome
- Einseitige Halsschmerzen oder ein diffuser Zungengrundschmerz
- Lymphknotenschwellungen oder Eiterentwicklung durch eine Irritation des 9. Hirnnervs
- Heiserkeit und Veränderung der Stimme
- Schwellungen der Stirn- oder Kieferhöhlen und der Nasennebenhöhlen
- Entzündungen der Bindehaut, der Hornhaut oder des Sehnervs
- Es kann zu anhaltender Erhöhung der Leberenzyme kommen, die sogenannte Borrelien-Hepatitis
- Leber- und Schleimbeutelentzündungen
- Unerklärliche Unverträglichkeit von Alkohol, wahrscheinlich durch die Enzymveränderung der Leber
- Bei der Frau: Entzündung der Eierstöcke und Eileiter (Adnexitis)
- Beim Mann: Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostatitis) oder der Hoden (Orchitis)
- Gefäßentzündungen oder auch Hirnhautentzündungen,
- Vergrößerung der Leber und Milz
Symptome am Herzen
Laut dem Ärzteblatt treten bei 4-10% aller Borreliose-Infektionen auch Herzprobleme auf, die sogenannte Lyme Karditis.
- Schwere Herzrhythmusstörungen, z.B. unregelmäßiger, meist schneller Herzschlag, der oft nachts auftritt. Dies wird oft fälschlicherweise mit einer Panikattacke verwechselt
- Veränderung des Blutdrucks. Besonders der zweite Blutdruckwert (dialostische Wert) erhöht sich auf über 90 mmHg
- Eher seltener ist eine Entzündung des Herzmuskels
Beschwerden bei einer Neuro-Borreliose
Alle verschleppten Borreliose-Symptome, die das Gehirn und das periphere Nervensystem betreffen, bezeichnet man auch als Neuroborreliose. Von einer Neuroborreliose spricht man, wenn sich durch eine Borreliose erkennbare neurologische, kognitive und/oder psychische Veränderungen zeigen.
Leider wird hier oft kein Zusammenhang hergestellt und die Symptome von Ärzten zu oft noch als rein psychisch oder psychosomatisch angesehen.
Kognitive Beschwerden
- Störung des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit
- Verlangsamte Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit
- Wortfindungsstörungen oder gar auftretendes Stottern
- Überhaupt empfinden viele eine lähmende Denkhemmung (man fühlt sich wie vernebelt).
- Viele dieser Symptome ähneln einer beginnenden Demenz, was gerade bei älteren Menschen schnell zu einer falschen Diagnose führen kann
Psychische Beschwerden
- Neben der lähmenden Müdigkeit können auch starke Stimmungsschwankungen auftreten, wie Depression, Unruhe, Getriebensein oder auch gehobene Stimmung
- Auch Angstzustände Panikattacken, Zwangsgefühle und Alpträume können auftreten
- Manche berichten von einer neuen ungewohnten Aggressivität, von Interessenverlust oder einen Rückzug von Hobbies, Freunden, Gewohnheiten.
- Auch Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit können auftreten
Neurologische Beschwerden
- Schwindel und Benommenheit, ggf mit Zittern
- Gleichgewichts- und/oder Koordinationsstörungen
- Veränderung der Geruchs- und Geschmackssinne
- Einseitige Hörstürze oder Hörminderung
- Halbseitig betonte oder stirmbetonte Kopfschmerzen, die leider oft mit MIgräne verwechselt werden
- Missempfindungen des Kopfes, als würde man ständig eine Schirmmütze oder ein Stirnband tragen
- Auch im Gesichtsbereich können Gefühlsstörungen auftreten, z.B. als würden viele Ameisen im Gesicht umherlaufen
- Nackenschmerzen bis hin zur Nackensteife aufgrund der entzündeten Hirn- und Rückenmarkshäute
- Genauso berichten einige von Schmerzen an den Zähnen, im Kieferbereich oder am Jochbein
- Nervenschmerzen und Taubheitsgefühle, die oft in den Armen und Beinen auftreten
- Lähmung einer Gesichtshälfte durch Befall des 7. Hirnnervs (Facialisparese). Dies ist oft ein klares Zeichen einer Borreliose-Infekton
- Andere Lähmungserscheinungen, z.B. am Bein oder gar eine Stimmbandlähmung
- Ausgeprägte Schmerzen in Brust und Bauchbereich
- Einseitige Schwäche des Oberschenkelmuskels
- Hauptsächlich bei Kindern kann es wegen der chronischen Entzündung im Gehirn zu epileptischen Anfällen kommen
Wichtig: Da die Symptome der verschleppten Borreliose so vielfältig sein können und oft anderen Erkrankungen ähneln, kann eine genaue Diagnose eine Herausforderung darstellen. Oft werden die Beschwerden nicht mit einer früheren Borreliose-Infektion in Verbindung gebracht.
Wenn du jedoch den Verdacht hast, dass du eine verschleppte Borreliose hast, lies hier weiter, was du als nächstes wissen solltest und tun kannst.
Wie häufig wird Borreliose verschleppt und warum ist das Risiko höher als gedacht?
Es gibt keine genauen Zahlen, aber es wird geschätzt, dass 10-20% der Patienten, die mit Borreliose infiziert sind, eine verschleppte Borreliose entwickeln können.
Das Risiko einer verschleppten Borreliose ist also höher als gedacht, da die Symptome der Borreliose oft unspezifisch sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Auch wenn viele Menschen bei einer Infektion mit Borreliose eine frühe Behandlung erhalten, gibt es auch Fälle, in denen die Symptome über Monate oder sogar Jahre hinweg bestehen bleiben oder zurückkehren.
Ein weiterer Faktor, der zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer verschleppten Borreliose beitragen kann, ist eine falsch-negative Diagnose. Das bedeutet, dass eine Borreliose-Infektion möglicherweise nicht diagnostiziert wird, wenn die Bluttests oder andere diagnostische Methoden nicht empfindlich genug sind, um die Infektion nachzuweisen.
Dies kann zu einer falschen Sicherheit führen, dass keine Borreliose vorliegt, obwohl die Krankheit tatsächlich besteht und weiter fortschreitet.
Hilfreiche Fragen zum Abklären einer verschleppten Borreliose
Dr. Hopf Seidel listet in ihrem Buch “Krank nach Zeckenstich. Borreliose erkennen und wirksam behandeln” ein paar hilfreiche Fragen auf, die für dich und deinen Arzt hilfreich sein können.
- Ab wann haben sich die verschleppten Borreliose-Symptome (siehe obige Liste) entwickelt?
- Kannst du den Beginn der Beschwerden einem bestimmten Ereignis zuordnen, z.B. einer Impfung, einer OP oder einer Virusinfektion?
- Haben sich die Symptome nach einem Aufenthalt im Grünen oder nach engem Kontakt mit Tieren entwickelt?
- Sind die Symptome ständig vorhanden oder treten sie in Schüben auf?
- Gibt es immer wiederkehrende Fieberphasen mit Symptomverstärkung?
- Haben sich bei dir grundsätzliche Änderungen ergeben für die Verträglichkeit von bestimmten Lebensmitteln oder Alkohol?
- Hat sich dein Appetit verändert oder das Körpergewicht?
- Zeigen Blutuntersuchungen erhöhte IgM- und/oder IgG-Titer Werte als Hinweis auf eine erfolgten Borrelien-Infektion?
- Zeigen sich im Immunoblot/Westernblot spezifische frühe oder späte Banden? (z.B. als frühe OspC, VLsE oder als späte p39, p18, p83/100)
- Zeigen sich bei einem Borrelien-LTT Test SI-Werte über 3,0 als Hinweis auf eine noch floride Borrelieninfektion?
- Bestehen Muskelschmerzen, sollten die Laborwerte CPK, LDH und Aldolase mit ihren jeweiligen Isoenzymen bestimmt werden. Außerdem sollten die Autoantikörper gegen quergestreifte Muskulatur, Ganglioside, Myelin, MBP, Herzmuskelzellen sowie Anti-TPO überpfüft werden, um eine autoimmune Folgekrankheit auszuschließen.
Wichtige Tipps zur Diagnose einer verschleppten Borreliose
Wenn sich durch das Lesen der Verdacht auf verschleppte Borreliose-Symptome verstärkt hat, dann geht es nun zum nächsten Schritt: zur Diagnose.
Um den Umfang dieses Artikels nicht zu sprengen, lies hier nur ein paar erste Tipps, wie du weiter vorgehen kannst.
Lass dich nicht entmutigen
Eine chronische Borreliose kann hartnäckig sein. Doch es gibt Hoffnung. Denn auch eine verschleppte Borreliose lässt sich behandeln und es gibt ausreichend viele Erfahrungsberichte von Menschen, die auch nach vielen Jahren noch deutliche Besserung erlebt haben. Deshalb:
Informiere dich über Diagnose und Therapien
Die Borreliose-Expertin Dr. Hopf-Seidel hat in einem Podcast-Interview sehr ausführlich über die konkrete Diagnostik und Therapie bei einer verschleppten Borreliose gesprochen. Höre dir hier am besten diese Podcastfolge 74 an. Auch auf ihrer Webseite findest du viele hilfreiche Informationen und Vorträge.
Mache entsprechende Tests
Es gibt unterschiedliche Test-Möglichkeiten, über die du dich vorab intensiver informieren solltest. Zum Beispiel ein ELISA, IFT oder EIA Antikörpertest, eine Immunoblot-/Westernblot-Untersuchung, der Borrelien-Elispot-Assay (BEA) oder den empfehlenswerten und aussagekräftigen Lymphocytentransformationstest LTT.
Wenn du besonders starke neurologische Symptome bei dir feststellst, mag neben einer gründlichen neurologischen und elektrophysiologischen Untersuchung auch ein Kernspintomogramm mit Kontrastmitteln erforderlich sein.
Bei hauptsächlich muskulären Problemen macht es Sinn, auch nach dafür typischen Laborveränderungen zu suchen, wie z.B. einem erhöhten Cortisolspiegel, einem Serotoninmangel wegen niedrigem L-Tryptophan oder einem erniedrigten somatomedin-C und einer erhöhten Substans P im Liquor.
Bei Herzproblemen und dem Verdacht einer Lyme-Karditis machen folgende Tests sinnvoll: Bestimmung der Antikörper durch einen Bluttest, Kardio MRT, Langzeit EKG oder auch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie).
Kläre mögliche Co-Infektionen oder andere Krankheiten ab
Menschen mit verschleppten Borreliose-Symptomen kämpfen oft auch noch gegen andere re-aktivierte Erreger an, sogenannte Co-Infektionen. Ein sinnvoller Test mag deshalb auch ein LTT Test auf Viren und Bakterien sein.
Auch könnte es sein, dass deine Beschwerden doch keine verschleppten Borreliose-Symptome sind. Denn manche Krankheiten haben eine sehr ähnliche Kombination an Symptomen, wie z.B. die Toxoplasmose, das chronische Fatigue Syndrom ME/CFS oder andere Fatigue-Syndrome. Mehr dazu liest du z.B. über die verschiedenen Ursachen beim Fatigue-Syndrom.
Was du grundsätzlich neben Diagnostik und Borreliose-Therapie noch tun kannst
Eine gute Nachricht: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine verschleppte Borreliose zu behandeln, ob mit Antibiotika oder auch mit pflanzlichen Mitteln. Mehr dazu findest du z.B. in den unten empfohlenen Büchern.
Neben diesen konkret für die chronische Borreliose erstellten Therapien hast du die Möglichkeit, grundsätzlich dein Immunsystem zu stärken und deine inneren Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Das kannst du z.B. durch die folgenden Maßnahmen erreichen:
- Vermeide Stress: Stress kann die Symptome von Borreliose verschlimmern. Versuche daher, Stress abzubauen, indem du regelmäßig Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen praktizierst.
- Achte auf deine Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, dein Immunsystem zu stärken und deine Gesundheit zu verbessern. Vermeide stark verarbeitete Lebensmittel und achte darauf, genügend Obst, Gemüse und gesunde Fette zu dir zu nehmen.
- Bewege dich regelmäßig: Regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen, deine Muskeln und Gelenke zu stärken und deine Stimmung zu verbessern. Wähle eine Aktivität, die du ohne Überanstrengung ausüben kannst.
- Vermeide Überanstrengung: Überanstrengung kann zu einer Verschlimmerung deiner Symptome führen. Achte darauf, dass du deine Aktivitäten auf deine Belastbarkeit abstimmst und dir ausreichend Zeit zum Ausruhen gönnst.
- Nutze alternative Therapien: Einige Menschen mit verschleppter Borreliose haben von alternativen Therapien wie Akupunktur, Massage oder Homöopathie profitiert. Sprich mit deinem Arzt darüber, ob diese Therapien für dich geeignet sein könnten.
- Suche Unterstützung: Eine chronische Krankheit wie Borreliose kann emotional belastend sein. Suche Unterstützung bei Freunden, Familie oder einer Selbsthilfegruppe, um dich mit anderen betroffenen Patienten auszutauschen und deine Erfahrungen zu teilen.
Es ist wichtig zu betonen, dass jeder Mensch anders auf Borreliose reagiert und dass nicht alle Tipps für jeden Patienten geeignet sind. Sprich mit deinem Arzt darüber, welche Maßnahmen für dich am besten geeignet sind.
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Hast du für dich einige verschleppte Borreliose-Symptome abklären können und bist etwas weitergekommen? Das wünschen wir dir von Herzen.
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